Dorfgemeinschaft Vlatten
Seine erste Erwähnung findet es 839 und ist damit eine der ältesten Ansiedlungen im Gebiet um Heimbach. Wenngleich der Name "Vlatten" selbst vermutlich keltischen Ursprungs ist (von Vlatos = der Herrscher) und Bodenfunde auf eine vieltausendjährige Siedlungsgeschichte in der Gemarkung Vlatten hindeuten, so gewinnen der Ort und seine Bewohner vor allem durch Urkunden aus der Zeit der fränkischen Könige an historischer Bedeutung. Zu jener Zeit war Vlatten eine Königspfalz, die den fränkischen Herrschern als Ausgangspunkt für Jagden und als zeitweilige Residenz diente. Dieser Hof hatte eine eigene Landwirtschaft und war außerdem Gerichtssitz. Darüberhinaus war Vlatten der Verwaltungssitz eines eigenen Forstbezirks. Aus dem Hof entwickelte sich bald eine mit Befestigungsanlagen und Wassergraben versehene Burg am oberen Lauf des Vlattener Baches. Diese Oberburg, eine von zwei Burgen in Vlatten, wurde im Jahre 1385 erstmalig urkundlich erwähnt. Die Burg und das dazugehörende Rittergut wechselten im Laufe der Jahr-
hunderte mehrfach den Besitzer, bis sie schließlich Ende des 19. Jh. in den Besitz der Familie von Gagern kamen. Die Ende des 14. Jahrhunderts vermutlich aus einem festen Hof entwickelte Unterburg war, wie die Oberburg, eine Wasserfeste und hatte die gleiche Schutzfunktion. Die auf Sumpfgelände gebaute Unterburg zerfiel im Laufe der Jahrhunderte. Ihr Gelände wird heute als Wiese genutzt.
Das Dorf Vlatten gehörte bis zur französischen Revolution zum Amt Nideggen und damit zum Herzogtum Jülich. Als französische Truppen das gesamte linksrheinische Gebiet in Besitz nahmen, führten sie auch völlig neue Verwaltungsstrukturen ein. Vlatten wurde ein Teil des Kantons Gemünd. Nach der Niederlage Napoleons beschlossen die Siegermächte im Wiener Kongreß erneute Gebietsreformen. Die gesamte Eifel kam nach 1815 zu Preußen.
Die Gemeinde Vlatten wurde Teil des Amtes Bleibuir und später des Amtes Hergarten. Mit der kommunalen Neuordnung im Jahre 1969 wurde die Gemeinde Vlatten Teil der Stadt Heimbach. Vlatten hat heute rd. 950 Einwohner. Die Landwirtschaft hat bis heute die dörfliche Struktur geprägt und erhalten. Mehr als 90 % der 16,8 km2 Gemarkung sind land- und forstwirtschaftlich genutzte Fläche. Die Vlattener Landwirte betreiben überwiegend Getreideanbau. Das Vlattener Bachteil zwischen Hergarten und Vlatten mit den angrenzenden Hängen des "Lützenberges", rd. 50 ha des ca. 1.683 ha großen Gemarkungsgebietes stehen unter Naturschutz, um die Schönheit und Eigenart des Gebietes zu erhalten. Das übrige Gemarkungsgebiet steht mit Ausnahme der Ortslage unter Landschaftsschutz. Eine Attraktivierung des Wohnumfeldes wurde durch die Dorferneuerungsmaßnahme im Bereich der Quellenstraße sowie Kupfer- und Mühlengasse erreicht.
Mit wesentlicher Unterstützung des Amtes für Agrarordung konnten hier Akzente für die weitere Dorfentwicklung gesetzt werden. Die Vlattener Kirche war Teil der fränkischen Kaiserpfalz zu Vlatten, deren Existenz bis in das Jahr 839 urkundlich nachweisbar ist. Zum Königshof gehörte zu jener Zeit eine Kapelle, aus der die Vlattener Kirche hervorgegangen ist. Etwa um 980 wurde der Kirchturm errichtet, der damals vermutlich ein Wohnturm war und im Erdgeschoß eine Gerichtsstätte enthielt. Die eigentliche Kapelle befand sich im Chor, der mit dem Mittelschiff ebenfalls um 980 errichtet wurde. Um 1000 war die Kirche das Zentrum des Königshofes.Das Kirchgebäude wurde mehrfach umgebaut und erweitert. So wurde um 1100 das Gewölbe im Turm eingebaut, um 1220 ließen die neuen Grundherren, die Grafen von Jülich, die Kirche zur dreischiffigen Basilika ausbauen, womit alle nicht sakralen Nutzungen der Kirche endgültig entfallen sein dürften. In den folgenden Jahrhunderten fanden weitere Baumaßnahmen an der Kirche statt, und noch 1927/28 wurde das nördliche Seitenschiff angebaut. Die Kirche hat eine wertvolle Barockausstattung. Heute besitzt die Pfarrkirche St. Dionysius nur noch zwei Nebenaltäre, die Elemente älterer Altäre übernommen haben. Kommunionbank (aus der Zeit um 1600) und Kanzel stammen aus dem Kloster Mariawald. Die Kanzel ist in fünfeckiger Form aus Holz geschaffen und stammt aus dem 17. Jahrhundert. Sie kam im Jahre 1804 nach Vlatten.
Auf dem Lützenberg, oberhalb von Vlatten, liegt die St. Michaelskapelle. Urkundlich wird eine Michaelskapelle aus dem 13. Jahrhundert erwähnt. Aus dieser Zeit ist nur noch der kleine Chor erhalten. Schiff und Turm wurden 1912/13 erbaut. Im Chor befindet sich noch ein alter romanischer Altar. Neben den historischen Gebäuden Burg, Kirche, Kapelle und Jugendhalle (aus dem Jahre 1916) finden sich in der Denkmalliste der Stadt Heimbach noch eine Reihe von Baudenkmälern im Ort Vlatten. Überwiegend handelt es sich um Hofanlagen, Wegekreuze und Bildstöcke.
Vlatten ist „Steinkauzfreundliches Dorf“ Auszeichnung der „Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen e.V.“
Vlatten ist in diesen Tagen stolz auf eine ungewöhnliche Ehrung: Doris Siehoff überreichte Ortsvorsteherin Ingrid Müller in der Jugendhalle die Plakette „Steinkauzfreundliches Dorf“. Seit 2006 ist Siehoff in der „Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen e.V. (EGE)“ verantwortlich für ein Steinkauzprojekt im Kreis Düren. In Vlatten konnte sie besonders große Erfolge verzeichnen: 25 junge Käuze wurden 2019 beringt, mehr als in jedem anderen Ort. Zum Vergleich: 2010 waren es gerade einmal sieben.
Ein Grund zu feiern, nicht nur für die EGE, sondern auch für die tatkräftigen Vlattener, die dazu beigetragen haben, dieses Ergebnis zu erzielen. „Was in Vlatten für den Schutz der Steinkäuze geleistet wurde und wird, ist beachtlich und beispielhaft. Mit der Verleihung der Auszeichnung hoffen wir, noch mehr Mitbürger zu gewinnen, die uns helfen, Käuzen einen geeigneten Wohnraum zu geben“, sagt Doris Siehoff.
Der Hintergrund: Der Steinkauz besiedelt vor allem beweidete Flächen und gemähte Wiesen mit alten hohlen Bäumen – das Land nutzt er für die Jagd, die Bäume als Brutplatz. Doch das ist ein Problem: Es gibt nicht genügend geeignete Bäume, und Neubaugebiete rauben oft den Lebensraum. Auch offene Tränken gefährden die kleinen Käuze, denn sie können ins Wasser stürzen und ertrinken.
Eine große Hilfe bei der Aufzucht sind deshalb Nisthilfen, die auch in Vlatten den Bestand an Steinkäuzen erhöht haben. Besitzer von Obstwiesen hatten sich bereit erklärt, in ihren Obstgärten mit Hilfe der EGE Nistkästen anbringen zu lassen.
Diese Arbeit ist äußerst wichtig, denn der Steinkauz ist stark gefährdet: Nur noch etwa 5000 Paare brüteten im Jahr 2016 in NRW. Das sind ca. 60% des bundesdeutschen Brutbestandes. Gegenüber der Zählung im Jahr 2003 ging der Bestand in NRW um 14 Prozent, das heißt um 800 Brutreviere zurück. Entgegen diesem landesweiten Abwärtstrend hat sich der Steinkauzbestand im Projektgebiet der EGE, den Kreisen Düren und Euskirchen, in den letzten zehn Jahren positiv entwickelt.
Um diese Entwicklung weiter zu fördern, schlägt die Gesellschaft folgende Maßnahmen vor: Schon bei der Planung von Baumaßnahmen und Straßen muss der Käuzchenschutz bedacht werden. Und auch die Bevölkerung kann helfen, den Lebensraum zu retten. Wer eine Nisthilfe in seinem Obstgarten anlegen möchte, sollte sich an die EGE wenden, die mit Rat und Tat zur Seite steht.
Auch die Biologische Station Düren ist ein wichtiger Ansprechpartner. Wie Dr. Lutz Dahlbeck während der Preisverleihung erläuterte, können bei der Biologischen Station hochstämmige Obstbäume alter Sorten bestellt werden, die wichtig für den Lebensraum der Käuzchen sind. Außerdem wird mit dem Projekt „Na-Tür-Lich Dorf“ dafür gesorgt werden, dorftypische Vogelarten wie dem Steinkauz zu helfen.
Weitere Informationen, auch zur Anbringung von Steinkauz-Nisthilfen:
„Gesellschaft zur Erhaltung von Eulen e.V., Doris Siehoff, Grüner Weg 5b, Tel.: 02429 – 1895, dorissiegmxde
Biologische Station im Kreis Düren e.V., Dr. Luth Dalbeck, Sarah Hartmann, Zerkaller Straße 5, 52385 Nideggen, Tel.: 02427-949 87-0, infobiostation-duerende